Die Kluft zwischen Bewussten und Unbewussten.
Solange jemand sein Bewusstsein über sein Selbst, sowie über die Welt erweitert, desto mehr schränkt sich seine Entfremdung von das was er wirklich ist, von seinem persönlichen Rhythmus, von seinen Mitmenschen ein und desto ganzheitlich bzw. bewusster wird er. Es existieren verschiedene Ebenen, wobei die obige Kluft sich entweder vergrößern oder überbrücken lässt. Im Folgenden werden vier Klüfte bzw. deren Ebene erwähnt, sowie psychotherapeutische Schulen, welche zur deren Überbrückung helfen können.
Persona – Schatten
Geist – Körper
Individualität – Umgebung
Persönlichkeit – Transzendent
a. Die Persona und die Begegnung mit dem Schatten
Eine griechische Volksweisheit sagt, dass jemand den Buckel seines Nachbars sieht, aber nicht seinen eigenen. Man erkennt also die Fehler des anderen, man erhebt sich gegen ihn, man wird wütend und letztendlich… geht man dann auch ganz ruhig ins Bett und schläft. Dies geschieht aber, weil all dies Teile unserer unbewussten Existenz sind und deswegen verwickelt man sich emotional, wenn man diese bei den anderen sieht (Projektion). Dies passiert also, weil die andere Person offensichtlich diese konkreten Merkmale verfügt. Es funktioniert, nach Jung, wie ein Haken, der die Inhalte des Schattens des anderen, von ihren dunklen Zufluchtsort an die Oberfläche bringt.
Keiner kann somit behaupten, dass er sich selbst kennen zu lernen versucht, oder dass er kennt und weiß was mit ihm los ist, wenn er ständig seine Inhalte auf andere überträgt bzw. projiziert, oder wenn er sie ignoriert. Es ist kein Zufall, dass die strengsten Ankläger die angeblichen “Unschuldigen“ sind, also diejenigen die ihren Buckel nicht sehen können, oder nicht sehen wollen. Hierzu passt: „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“.
Der Schatten beinhaltet oft bedeutsame Vorzüge, die wir uns, aus irgendeinen Grund (Erziehung, verdrängte Gefühle, Traumas), nicht erlauben zu haben.
Da er sich hauptsächlich als Projektion herauszieht und als (unbewusster) Schatten weiterhin dableibt, bildet diese Projektion bzw. der Schatten, den Wächter der Pforte für unseren Innenschatz. Wenn wir ihn aber erkennen und akzeptieren, dann kann er sich in einen Alliierten umwandeln.
Gewöhnlich ist die Persona unsere soziale Maske und verbindet sich mit dem wie wir sein hätten möchten und mit dem, indem man dann nach außen zeigt, dass man auch so ist.
Die psychotherapeutischen Schulen bzw. Therapien die sich mit der Überbrückung der Kluft, in der Ebene, Persona – Schatten auseinandersetzen sind: Die Counseling Psychologie, die Unterstützende Therapie, die kognitive Verhaltenstherapie, die Analytische Psychologie und die behavioral bzw. (klassische) Verhaltenstherapie.
b. Die Kluft zwischen Geist – Körper
Es ist die Ebene wo das Bewusstsein des Gehirns sagt: „Ich bin der Kopf, aber ich beherrsche meinen Körper“, oder wies es Lowen sagt: „Diese Tätigkeit hat die Erschaffung eines Risses, in der Persönlichkeit, als Ergebnis. Sie trennt nicht nur die Seele vom Körper, aber sie trennt auch die Phänomene der Oberfläche von ihren Wurzeln, in den Tiefen des Organismus”.
Schulen die sich mit der Überbrückung dieses Kluft auseinandersetzen sind: Die Bioenergetik, die Reichsche Therapie, die Gestalttherapie und Hatha Yoga.
c. Die Kluft zwischen Individualität – Umgebung
In dieser Ebene verliert jemand das Gefühl bzw. den Sinn der Einheit, mit denen die um ihn herum sind (Mitmenschen), sowie mit seiner Umgebung. Charakteristisch ist der folgende Auszug von „Des Kaisers neue Kleider”.
„In einem akademischen Symposium wurde einem bekannten Professor für Philosophie begeisterter Beifall gespendet, als er die Idee unterstütze, dass die größte persönliche Freiheit nur dann erreicht werden kann, wenn der Mensch von keinen mehr abhängig ist.
Nach dem der Applaus nachgelassen hat, stand einer von den Teilnehmern auf und sagte mit lauter Stimme und kindlicher Einfachheit: „Das ist nicht richtig“. Im Saal herrschte plötzlich Unruhe und Ärgernis.
Als sich das Publikum beruhigte, fügte der Mann folgendes hinzu: „Jeder kann sehen, dass wir in jedem Moment von vielen Dingen abhängig sind – von der Luft die wir einatmen, vom Bauer der das Gemüse pflanzt das wir essen, von unseren Freunden und unser Familie. Wir sind alle Mitglieder eines erweiterten Ganzen und wir sind alle davon abhängig. Genau wie dies von uns abhängig ist. Um was für eine Art Freiheit handelt es sich, wenn wir uns verweigern das wirklich Wahre zu sehen und sind somit verurteilt mit der Illusion zu leben, dass die Dinge anders sind. Die Freiheit die ich verehre, kommt wenn ich die Wirklichkeit, wie sie ist, annehme und diese akzeptiere bzw. zustimme. Nur dann kann ich meine Schulden abbezahlen, sowie mich von diesen befreien und das ganze von dem das mir gegeben wird einnehmen, um frei zu sein, um Bedürfnisse zu haben”.
Psychotherapeutische Schulen die sich mit diesem Niveau bzw. dieser Kluft auseinandersetzen sind: Die Existenzanalytische Therapie, die Humanistische Therapie und im Allgemeinen die Gruppenpsychotherapie.
d. Die Kluft zwischen Persönlichkeit – Transzendent
In dieser Ebene verliert jemand das Gefühl bzw. den Sinn der Einheit zwischen ihm selbst und der transzendenten Wirklichkeit, wie auch immer jemand diese benennt, entweder Gott, oder höheres Bewusstsein, oder Lebenskraft.
Schulen die sich damit auseinandersetzen sind: Die Analytische Psychologie von Carl G. Jung, die Wesenspsychologie, die Psychologie von Abraham H. Maslow und die innere Distanz der Religionen.